Nur rumsitzen und ärgern ist zu wenig!
Mein Name ist Ursula Ressl und ich bin berufstätige Mutter zweier Kinder. Jeden Tag treffe ich auf vielen andere Eltern. Und ein ganz großes Thema, das uns alle beschäftigt, ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch der berufliche Wiedereinstieg nach der Kinderpause ist eine große Herausforderung. Der Satz eines Mannes dazu, ist mir besonders in Erinnerung geblieben: „Ich bitte Sie, wer soll sich denn eine Mutter als Arbeitskraft eintreten wollen?“.
Er ist Sinnbild dafür, wie Frauen und Mütter am Arbeitsmarkt immer noch gesehen werden. Das war für mich der auslösende Moment, an dem ich gesagt habe – „Es reicht: nur rumsitzen und ärgern, ist zu wenig!“
Die Erwerbstätigkeit von Frauen stellt ein großes wirtschaftliches Potential für Österreich dar. Trotzdem erleben wir eine Arbeitswelt, in der Eltern, insbesondere Frauen und Mütter, immer noch massiv benachteiligt werden. Frauen werden schlechter bezahlt, sie werden seltener befördert, sie werden beim Wiedereinstieg dequalifiziert und diskriminiert - wir haben schlicht nicht die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt wie unsere männlichen Kollegen. Eine Gleichstellung im Erwerbsleben ist also leider noch in weiter Ferne!
Ich setze mich für Maßnahmen ein, die dazu beitragen, den Gender Pay Gap zu verringern, die Chancengerechtigkeit zu erhöhen und echte Vereinbarkeit leben zu können: Flexiblere Karenzmodelle, um auch Väterkarenz attraktiver zu machen. Ein Vollzeitbonus und standardgemäßes Pensionssplitting. Gehaltstransparenz, sowie ein öffentlicher Diskurs über „Frauen- und Männerberufe“. Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung für bestimmte Berufsgruppen schon in der Schule anhand von Role Model Programmen, denn Vorbilder sind eine wichtige Motivation auf dem Weg in den Beruf.
Und allen voran, ein qualitativer, wie quantitativer Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in ganz Österreich. Ich fordere daher eine flächendeckende, kostenlose Kinderbetreuung für alle. DieVereinbarkeit von Familie und Beruf soll keine leere Floskel bleiben, sondern eine in die Praxis umgesetzte Realität werden.
Das heißt, Rahmenbedingungen schaffen. Und auch hier: Chancengerechtigkeit erhöhen: Ich möchte, dass jede Familie eine echte Wahlfreiheit hat! Dazu braucht es in den Kindergärten eine Qualitätsoffensive -Pädagog:innen und Betreuungsmitarbeiter:innen müssen stärker unterstützt und laufend noch besser weiter- und ausgebildet werden.
Auch an der Aufwertung des Berufs ist zu arbeiten. Elementarpädagog:innen haben einen extrem wichtigen Bildungsauftrag: für sozial benachteiligte Kinder, können im Kindergarten noch Weichen in eine positivere Zukunft gelegt werden. Alles, was wir heute für unsere Kinder tun, kommt ihnen - und damit der gesamten Gesellschaft - schon morgen zugute!
Ich möchte Vorbild und Mutmacherin sein! Ich möchte unsere Kinder in einem Österreich wissen, in dem es gerechte Chancen für alle gibt! Ein Österreich der Vielfalt, in dem jeder Mensch das Recht und die Freiheit hat, sich seinen Talenten entsprechend zu entwickeln, unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialer Herkunft oder Religion. Ein Österreich der Möglichkeiten, in dem schon den kleinsten Mitgliedern unserer Gesellschaft die beste Bildung und die beste Begleitung in ein selbstbestimmtes, freies Leben mit gerechten Aufstiegschancen zur Verfügung gestellt wird.
Ein freies, demokratisches Österreich, in dem wir alle uns trauen dürfen, aufzustehen und beginnen mitzugestalten. Denn, nur rumsitzen und ärgern ist zu wenig!
"Muttersein sollte im Lebenslauf unter Weiterbildung angeführt werden. Soft Skills, die zukünftig immer wichtiger werden, wie Agilität, Resilienz, Planungsstärke, soziale Kompetenz ergeben sich wie von selbst. Um nur einige zu nennen."
– Ursula Ressl